Herr Müller frühstückt im Café um die Ecke. Bei der Bestellung hat ihn die Verkäuferin erst beim 3. Mal verstanden. Er will nach seinem Kaffeebecher greifen, fasst daneben und dieser fällt um. Er beißt in sein Brötchen, verschluckt sich und muss stark husten.
Über 250.00 Menschen in Deutschland sind derzeit an Morbus Parkinson erkrankt. Etwa 10% der Erkrankten sind unter 40 Jahre alt, mit steigender Tendenz. Der Beginn der Krankheit liegt jedoch meistens jenseits der sechzig und wird mit zunehmendem Alter häufiger. Männer sind davon mehr betroffen als Frauen. Auch berühmte Persönlichkeiten sind unter den Betroffenen: Box-Idol Muhammad Ali, Filmstar Michael J. Fox und der deutsche Sänger Peter Hofmann.
Kardinalsymptome
Das wahrscheinlich bekannteste Symptom der Parkinsonerkrankung ist der Ruhetremor. Darunter versteht man ein andauerndes, unwillkürliches Muskelzittern, das typischerweise zunächst in den Händen zu beobachten ist. Betrifft der Tremor die Zungenmuskulatur oder die Stimmlippen, ist der Patient dadurch auch in seinem Sprechen beeinträchtigt.
Zum anderen findet man bei Morbus Parkinson den Rigor. Die Muskelspannung ist permanent erhöht, der Körper wird steif. Auch dies kann sich auf Mimik, Stimme und Aussprache auswirken.
Zu erwähnen ist noch die Akinese, die sich in einem Mangel an Spontan- und Mitbewegungen zeigt (z.B. fehlendes Schlenkern der Arme beim Gehen).
Auswirkungen auf die Mimik/Sprache:
Atmung, Stimme und Artikulation sind Funktionen, die auf motorischen Abläufen basieren. Da bei einer Parkinsonerkrankung in erster Linie Bewegungsabläufe betroffen sind, verändert sich neben den sichtbaren Bewegungen insbesondere das Sprechen. Die Gesichtsmuskulatur arbeitet nur noch eingeschränkt mit. Das Gesicht wirkt oft starr, maskenhaft und teilnahmslos. Die Zahl der Lidschläge ist herabgesetzt, die Augen bewegen sich nicht mehr lebhaft. Der Mund kann offen stehen, Emotionen können nicht mehr adäquat zum Ausdruck gebracht werden. Wichtige nonverbale Informationen, die über die Mimik in die Kommunikation mit einfließen, fallen weg. Da von der Akinese die an Stimm- und Sprachbildung beteiligten Muskeln ebenfalls betroffen sein können, wird die Sprache zunehmend leiser und wirkt wenig moduliert, eher monoton und klanglos, bisweilen auch heiser bis unverständlich. Oft wird das Sprechen durch Pausen unterbrochen.
Mögliche Ursachen:
Die Ursachen von Morbus Parkinson sind bislang nicht geklärt. Als sicher gilt jedoch, dass die beschriebenen Störungen der Bewegungsabläufe durch
einen Mangel des Botenstoffes Dopamin ausgelöst werden. Dieser wird in der schwarzen Substanz des Gehirns produziert und beeinflusst motorische Abläufe. Bei an Parkinson erkrankten Menschen sterben zunehmend Zellen der schwarzen Substanz ab, sodass entsprechend weniger Dopamin produziert wird. Es kommt zu einem Ungleichgewicht verschiedener Botenstoffe, das letztlich zu einer Hemmung der Weiterleitung neurologischer Impulse führt.
Therapie
Neben der medizinischen Behandlung bildet die Sprachtherapie eine wichtige Ergänzung. Es ist wichtig, möglichst frühzeitig nach der Diagnosestellung mit Übungen zur Verbesserung des Sprechens zu beginnen, um der Verschlechterung von Anfang an entgegen zu wirken.
Da es sich bei Morbus Parkinson um eine fortschreitende Erkrankung handelt, besteht das Ziel der therapeutischen Intervention in erster Linie in dem Entgegenwirken einer Verschlechterung der Symptomatik und Erhaltung des Ist-Zustandes.
Für die Sprachtherapie ergeben sich mehrere Therapiebereiche, die je nach Patient unterschiedlich stark in den Vordergrund treten:
Atmung: Erarbeitung der Zwerchfell- und der Nasenatmung
Stimme: Förderung des Glottisschlusses, der konstanten Tongebung und der Lautstärkeregulierung
Artikulation: Kräftigung der Zungen- und Lippenmuskulatur, Verringerung des Tremors
Mimik: Kräftigung der mimischen Muskulatur, Verringerung des Tremors
Sprechen: Verringerung des Sprechtempos und Förderung der deutlichen Aussprache
Schlucken: Förderung der Sensibilität im Mundraum, Erarbeitung von Schlucktechniken, Verringerung des Verschluckens
Kommunikation: Die Freude am Sprechen erhalten und Sprechangst vorbeugen
Frühzeitig einsetzende therapeutische Maßnahmen können Betroffene gut umsetzen und im weiteren Verlauf der Krankheit für sich nutzen, um ihre Kommunikationsfähigkeit möglichst lange aufrecht zu erhalten.
Herr Müller frühstückt im Café um die Ecke. Er hält ein Pläuschchen mit der Verkäuferin, die ihn durch sein langsameres genaueres Artikulieren besser versteht. Danach genießt er sein Brötchen und seinen Becher Kaffee.